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Problem Baumwolle

Jeder menschliche Eingriff in die natürliche Vegetation beginnt mit dem Abholzen und Entfernen einer natürlichen Dauervegetation (Bäume, Sträucher, Grasnarbe). Ist der Boden einmal in Ackerfläche umgewandelt, liegt er während eines halben Jahres ungeschützt brach.

Die intensive Sonneneinstrahlung heizt die Oberfläche bis über 60°Celsius auf. Der Boden trocknet komplett aus und die oberste Schicht verkrustet. Deshalb kann das Regenwasser in der Regenzeit schlecht eindringen und verstärkt die Auswaschung (Wassererosion) des Ackers.

Feld mit reifer Baumwolle In Burkina Faso wird die Baumwollanbaufläche stark ausgedehnt: von der gesamten Ackerfläche von rund 5 Mio. ha sind bereits 1 Mio. ha mit Baumwolle belegt, Tendenz steigend. Das gegenwärtig praktizierte Anbausystem vernachlässigt Bodenschutzmaßnahmen und deshalb werden Hundert Tausende von Hektar Ackerfläche stark degradieren bis hin zu einer vollständigen Verwüstung. Ackerbau ohne Erosionsschutz ist in den Trockengebieten generell riskant: sei es um Nahrungsmittel (Hirse) zu produzieren oder Baumwolle.

Die Baumwolle birgt jedoch gegenüber der Hirse größere Risiken:

Hirse

  • Hirse verträgt Schatten und deshalb werden Bäume nicht total entfernt
  • Die Winderosion wird durch die noch vorhandenen Bäume gebremst
  • Kein oder sehr geringer Einsatz von Pestiziden, deshalb bleiben die Bodenlebewesen aktiv
  • Ernterückstände (Hirse-Stroh) wird an Tiere verfüttert, welche als Nebenprodukt Dung liefern
  • Deshalb gute Möglichkeit, Ackerbau und Viehhaltung zu integrieren

Baumwolle

  • Baumwolle verträgt keinen Schatten; alle Bäume und Sträucher werden entfernt, inkl. Wurzeln
  • Starke Winderosion
  • Hoher Einsatz von Pestiziden, welche viele Bodenlebewesen (Regenwürmer, Termiten, andere) töten
  • Der Boden wird mangels Bodelebewesen nicht mehr gelockert sondern verdichtet sich zusätzlich; das Regenwasser kann kaum mehr eindringen

Unsachgemäß angebaute Baumwolle hinterlässt in wenigen Jahren eine Wüste Der Baumwollanbau in Burkina Faso beschleunigt die Desertifikation

Um mehr Baumwolle anzubauen, werden vielfach die besten Böden belegt oder noch intakte Trockenwälder und Savannen in Ackerfläche umgewandelt. Das aktuelle Anbausystem von Baumwolle in Burkina Faso ist umweltschädlich, beschleunigt die Desertifikation und gefährdet die Gesundheit der Bauern (hoher und vielfach unsachgemäß praktizierter Einsatz von Pestiziden). Auch wenn heute einzelne Interessengruppen profitieren, ist ohne Bodenschutz- maßnahmen und sachgemäße Anbauverfahren der Baumwollanbau volkswirtschaftlich und vor allem für künftige Generationen ein Verlustgeschäft.

Umweltverträglicher Anbau hat seinen Preis

Baumwolle kann umweltverträglich angebaut werden, verlangt aber hohe Investitionen (Erosionsschutz, intensive Ausbildung und Beratung der Bauern) sowie die Bereitschaft der Kunden, höhere Preise für (Bio)Baumwolle zu bezahlen. Zurzeit werden in Burkina Faso nur wenige Hundert Hektar von insgesamt knapp einer Million Hektar gesamter Baumwollanbaufläche ökologisch verträglich angebaut.

Lösungsmodell mit Zahlenbeispiel

Bodenschutzmaßnahmen (Steinreihen, Hecken und Bäume für Windschutz etc.) müssen mit öffentlichen Mitteln (einmalige Subvention) angeschoben werden. Der größere Teil solcher Investitionen wird durch die Arbeit der Bauern selber geleistet. Um die aktuelle Baumwollanbaufläche vor einer Bodendegradierung nachhaltig zu schützen, sind pro Hektar rund 150 EUR an Subvention notwendig oder landesweit insgesamt 150 Mio. EUR. Diese einmaligen Investitionen sollten in 5 Jahren abgeschlossen sein. Der jährliche Finanzbedarf beträgt somit rund 30 Mio. EUR.

Beratung Bauern

Die Einführung eines umweltverträglichen Anbaus von Baumwolle ist anspruchsvoll, zeitintensiv und erfordert landesweit rund 10.000 zusätzliche landwirtschaftliche Berater /-innen. Die jährlichen Kosten betragen rund 30 Mio. EUR und müssten ebenso subventioniert werden.

Höherer Arbeitsaufwand

Entweder müssen die Bauern dafür über höhere Preise belohnt werden oder sie bekommen nur die Genehmigung für den Baumwollanbau, wenn sie entsprechende Anbaukriterien einhalten (schwierig umsetzbar).

Fazit

Weil der Staat nicht über die Mittel verfügt, um die Subventionen von jährlich rund 60 Mio. EUR (während 5 Jahren) bzw. 30 Mio. EUR (für die Folgejahre) selber zu finanzieren, müssten die Mittel von den verschiedenen Geberorganisationen (Weltbank, IFAD, bilaterale Geber, andere) in Form von Krediten oder Zuschüssen zur Verfügung gestellt werden. Dies würde eine Steigerung der öffentlichen Entwicklungshilfe von 20% während 5 Jahren bedeuten, oder eine entsprechende Umschichtung. Der Endkonsument von Baumwollprodukten kann die Umstellung auf ein umweltverträgliches Anbausystem durch den Kauf von Bio Produkten unterstützen.

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